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Die Gundelrebe

Die Osterwoche begleitete und beschäftigte mich die Gundelrebe ganz besonders, denn egal wo ich in meinem Garten hinging, lenkte die kleinwüchsige, dunkelgrün glänzende, mit ihren betörenden herb-balsam duftenden violetten Blüten und ihrer besonderen Ausstrahlung ihre Aufmerksamkeit auf sich.

 

Dies empfinde anscheinend nicht nur ich so, denn die Bienen und Hummeln erfreuen sich genauso über ihr Dasein und so veranstalten sie ein wunderbares Naturkonzert, sitz man bei diesem Konzert in der ersten Reihe, kann man glauben die Wiese lebt.

 

Sie zieht mich so in ihren Bann, dass ich es einfach nicht schaffe an ihr vorbeizugehen. So muss ich jedesmal eine Zeit innehalten und mich zu ihr setzen, um sie zu bewundern und das ständige Treiben um sie herum zu beobachten.

 

Man sagt sie ist eine anthropochore Pflanze, eine menschenliebende Pflanze, denn sie wächst gerne in der Umgebung von menschlicher Behausung, naja da muss sie mich dieses Jahr ganz besonders lieben, da richtige Gundelrebenfelder um mein Haus wachsen.

 

Unsere Vorfahren schätzen sie als magische Pflanze sehr hoch, ein Gundelrebenkranz auf dem Kopf getragen, sollte sie an ganz besonderen Tagen hellsichtig machen. Auch durfte sie in der legendären Gründonnerstagsuppe, als Bestandteil eines der heiligen neun Kräuter nicht fehlen.

Die Gundelrebe ist ein Lippenblütler, das erkennt man an den vierkantigen Stängel, die blau violetten Lippenblüten und den betörenden Duft der ätherischen Öle. Die leicht flüchtigen Stoffe, bezeichnet Wolf Dieter Storl in seinem Buch "Heilkräuter und Zauberpflanzen", als vorübergehend stofflich gewordenes Himmelsfeuer. Sie brennen mit einer hellen, leuchtenden Flamme, ohne eine Spur zu hinterlassen. Als wollen sie nichts mit den schweren Elementen, der Erde und dem Wasser, zu tun haben und verflüchtigen sich schon bei Zimmertemperatur.

 

Das ist der Grund warum man besonders bei aromatische Tees darauf achtet, sie immer zugedeckt ziehen zu lassen, denn die ätherischen Öle sind nicht wasserlöslich und verflüchtigen sich leicht. Darum steht auchin den alten Rezepten man soll die Gundelrebe in Milch kochen um ihre fettlöslichen Himmelsdüfte darin einzufangen.

 

Auch Hildegard von Bingen schätze sie hoch und bezeichnet sie „ Als die grüne Kraft aus der Ewigkeit und diese Kraft ist heilbar.

 

Der enthaltene Bitterstoff Glechomins, regt die Verdauungssäfte an und stärkt Leber und Herz. Für Pferde ist die Pflanze giftig.

Die Gerbstoffe der Pflanze wurde in der Volksmedizin bei schlecht heilenden und eiternden Wunden hoch geschätzt. Dies gab ihr auch den Namen, denn  „Gund“ war das altgermanische Wort für Eiter, Fäulnis oder Gift. In der Naturheilkunde stehen die schleimlösenden Eigenschaften im Vordergrund und bei verschleimten Husten eingesetzt.

 

Aber auch im Körper festgesetzter Schleim, welcher durch falscher Ernährung wie zum Beispiel durch zu viel Zucker oder Milchprodukte entstanden ist und unseren Kopf vernebelt oder sich in schweren Gliedmaßen bemerkbar machen kann, vermag sie aufzulösen. Sie wird in der TCM vorwiegend bei Feuchter Hitze in Leber und Galle, im Unteren Erwärmer oder bei Schleim in der Lunge eingesetzt, weiters unterstützt sie die Milz.

 

Winkler Natalie empfiehlt in ihrem Buch „ Thymian Brennnessel und Karotten“ Ein Lesebuch über westliche Pflanzen aus Sicht der TCM:

3 mal täglich einen kleinen Teller frischer Gundelrebenblätter zu essen, um die Lungenenergie zu tonisieren und festsitzende Feuchtigkeit zu vertreiben.

 

So entzieht die Gundelrebe aber nicht nur bei Wunden schädliche Stoffe sondern bindet Blei in unserem Körper. Maler, Büchsenmacher, Drucker oder Personen die sehr viel mit diesen belastenden Stoffen zu tun hatten, verwendeten sie regelmäßig um Bleivergiftungen entgegenzuwirken. Auch ihn unserer mit Autoabgasen verpesteten Luft, ist es ratsam die Gundelrebe in unseren Speiseplan zu integrieren oder sie als Tee zu genießen.

Seine Blutaufbauende und stärkende Wirkung soll die Merk- und Gedächtnisfähigkeit erhöhen und so sehr hilfreich zur Prüfungsvorbereitung sein........na vielleicht ist das der Grund, warum sie mich heuer so umgibt, ein Versuch ist es allemal Wert sie vermehrt zu verspeisen, um mir die in einiger Zeit bevorstehende Abschlussprüfung zur Shiatsupraktikerin zu erleichtern-)

 

Weiters hilft uns die Gundelrebe sich von Dingen zu lösen die uns nicht mehr gut tun, an denen wir noch festhängen aber nicht mehr genau wissen warum. Dinge auf die wir uns immer wieder fokussieren, obwohl sie gar nicht mehr zu uns passen und uns auch nicht weiterbringen.

Denn ganz besonders im Frühjahr geht es ums loslassen und Neu-Werden und da hift sie uns mit ihrer lebenserweckenden, Licht und Wärme speicherten Kraft die Winterstarre zu beenden und uns von festhaltenden Prinzipien zu lösen.

 

Abschließen möchte ich mit Worten aus dem Buch von Wolf Dieter Storl, wo er schreibt:

 

In unseren Streben nach ganzheitlicher Kräuterkunde gilt es, die Pflanzen nicht nur als Behälter von Molekularverbindungen, sondern als Lebewesen zu betrachten, die auch von Seelischen und Geistlichem umwoben sind. Vielleicht sollen wir wieder von den Schamanen lernen. Wie man mit diesen Weisheiten spricht. Vielleicht werden die Ahnfrauen die noch tief in unseren Seelen leben, uns dabei die notwendigen Inspirationen zukommen lassen.

 

Eine bemerkenswerte Pflanze, die immer einen hohen Stellenwert in meiner Kräutersammlung einnehmen wird.

 

ICH DANKE IHR!